Kennst du das? Bist selbst nie auf der Baustelle gewesen, willst eine Rechnung für ein Projekt schreiben, oder nach dem aktuellen Bautenstand schauen und die Bilder, die du brauchst sind einfach nicht zu finden. Und das obwohl die Mitarbeiter/innen die Anweisung haben zu fotografieren.
- Manchmal sind gar keine Bilder da.
- Man sieht nur Details, aber nie das ganze Dach auf einmal
- Genau der Tag, der wichtig wäre, ist nicht da
Das ist dann zum Mäuse melken und verursacht echt schlechte Laune! Es könnte so einfach sein. Warum klappt das nicht mit dem fotografieren? So schwer kann das doch nicht sein?
In diesem Artikel erkläre ich dir, warum es so wichtig ist Deinen Mitarbeiter/innen zu erklären warum wir eine gute Baustellendokumentation mit Bildern brauchen und in welchen Situationen das Fotografieren am sinnvollsten ist.
Warum also fotografieren die nicht richtig, obwohl sie ganz klar die Anweisung haben? Was tun? Die Mitarbeiter zusammenscheißen? Strafen verhängen, wenn nicht fotografiert wird? Nein, ganz sicher nicht. Das bringt nix. Denn man muss verstehen, dass die Mitarbeiter auf der Baustelle einen ganz anderen Blickwinkel auf die Situation haben. Sie fotografieren nun mal Details, weil sie sie eben gebaut haben, und auch stolz darauf sind, was sie geleistet haben. Das ist normal. Und vergessen wird es auch mal. Kann man es ihnen übel nehmen? So ein Baustellenjob ist hart, und dann will auch noch der Chef, dass man jeden Tag fotografiert. Wichtig ist doch nur, dass die Qualität stimmt! Oder?
Was hilft? Miteinander reden! Die Sache erklären, so dass Mitarbeiter/innen den Sinn darin verstehen, warum sie fotografieren müssen. Und das muss immer wieder passieren. Bei uns ging das bestimmt 2-3 Jahre bis das Fotografieren für jeden selbstverständlich war, und auch die Qualität der Bilder gestimmt hat.
Warum wird also fotografiert und wie?
Nachfolgend eine Erklärung, wie ich das sehe, und wie ich das unseren Mitarbeitern erkläre in etwas längerer Form.
Das habe ich auch in Kurzfassung für Dich als Download, falls du nicht so viel lesen möchtest.
Du kannst es in den Mitarbeiterraum an die Wand hängen, oder auch in den Arbeitsvertrag oder die Stellenbeschreibung packen.
Hier kannst du das PDF herunterladen:
Warum wird fotografiert?
Damit Deine Mitarbeiter/innen freiwillig und gut fotografieren müssen sie den Grund und Sinn dahinter verstehen. Das ist Voraussetzung. Niemand macht etwas, nur weil er eine Anweisung bekommen hat. Das funktioniert aus psychologischer Sicht weder bei Kindern noch bei Erwachsenen. Es sei denn du drohst Strafen an! Das entspricht allerdings nicht meinen Werten und meinem Verständnis von gegenseitiger Wertschätzung, Anerkennung und Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
Qualitätskontrolle
Trotz bester Arbeitsvorbereitung, kann natürlich passieren, dass mal was schiefläuft bei der Ausführung. Und wenn Du als Bauleiter nicht jeden Tag auf der Baustelle sein kannst, sind die Fotos eine gute Möglichkeit die Qualität der Arbeiten zusätzlich zu überwachen.
Mängelfreie Leistung nachweisen
Nachdem du das Fallrohr montiert hast, mach ein Foto davon. Wenn zum Schluss ne Dalle drin ist, kannst du nachweisen, dass Du es nicht warst.
Oder der Bauherr bemängelt am Ende, dass die Dampfsperre nicht richtig angeschlossen wurde. Wenn dann schon die Rigipsplatten drüber gebaut sind, wird es schwierig, das nachzuweisen. Hast du aber Bilder von der korrekt angeschlossenen Dampfsperre, hast Du keinen Stress damit.
Zusätzliche Arbeiten
Trotz aller Sorgfalt bei der Arbeitsvorbereitung und Bauüberwachung werden immer wieder zusätzliche Leistungen auf der Baustelle ausgeführt, die im Auftrag nicht enthalten sind. Wenn Du oder Dein Bauleiter nicht jeden Tag auf der Baustelle sein kannst, ist es mit einer täglichen Fotodokumentation möglich, diese Arbeiten rechtzeitig zu erkennen. Du kannst dann nach Absprache mit dem Kunden zeitnah einen Rapport oder Nachtrag schreiben. Denn wenn du Deinem Kunden erst nach Fertigstellung der Arbeiten die zusätzlichen Arbeiten präsentierst, dann muss er sie erstens rein rechtlich nicht bezahlen, und zweitens hat das immer einen faden Beigeschmack. Auch wenn er die Arbeiten bezahlt, versetzte Dich mal in die Lage Deines Kunden. Wenn Du selber Handwerker zu Hause hast, und du bekommst einen Stapel Rapportzettel oder zusätzliche Arbeiten erst mit der Rechnung präsentiert, über die vorher nicht gesprochen wurde?
Schäden durch Fremdgewerke
Wir haben als Dachdecker das Problem, dass unsere fertiggestellten Dachabdichtungen oft von Fremdgewerken betreten werden. Oft sind das Gipser, auf Balkonen Schlosser, oder auf Tiefgaragen Galabauer. Dazu werden die Flächen von allen möglichen Gewerken als Lager oder Müllabladeplatz benutzt. Hier ist es extrem wichtig, das mit Fotos zu dokumentieren. Im Schadenfall sitzen dann die anderen mit im Boot und im Besten Fall bleibst Du bei einem Schaden nicht auf den Kosten sitzen.
Ein Klassiker als praktisches Beispiel ist auch, wenn Gipser Deine Mauerabdeckung, oder Fallrohr mit Folie abdecken, um sie beim Verputzen vor Verschmutzungen zu schützen. Kommt allerdings Wasser zwischen Folie und Metall, dauert es nur einen Tag und das Blech ist optisch im Eimer, da sich schnell hässliche Verfärbungen bilden, die nicht mehr weggehen.
Sicherheit
Unsere Mitarbeiter haben die Anweisung, wieder nach Hause zu fahren, wenn das Gerüst nicht stimmt. Da gehen wir keine Kompromisse ein. Das muss dann gut fotografiert werden, denn am Ende wird gestritten, wer denn die Anfahrt umsonst bezahlt.
Oft geht es dann auch um Termine und Vertragsstrafen, wenn sich die Arbeiten dadurch verzögern. Ohne gute Fotodokumentation hast du schlechte Karten.
Sauberkeit
Sauberkeit auf der Baustelle ist aus verschiedenen Gründen wichtig. Das eine ist, dass du manchmal für Dreck bezahlen sollst, der gar nicht von Dir ist. Der viel wichtigere Faktor ist, dass die Kunden, die oft fachliche Laien sind, die Qualität Deiner Arbeiten anhand der Sauberkeit auf der Baustelle messen. Mit den Fotos hast Du Möglichkeit öfter mit Deinen Mitarbeiter/innen anhand von praktischen Beispielen zu reden und sie dafür zu sensibilisieren.
Wie wird fotografiert?
Die richtige Einstellung allein reicht aber noch nicht. Du brauchst auch klare Regeln. Denn es gibt Mitarbeiter, die meinen, dass 1 Foto am Tag reicht und du hast detailverliebte Perfektionisten, die 20 Bilder am Tag machen. Das ist beides nicht gut. Daher kommen jetzt noch die Regeln wie man fotografiert.
Täglich mindestens 4 Fotos
- Am 1. Tag Gesamtansicht vom Gerüst und der Lagerplatzsituation
- Bei Reparatur/Reklamation und Wartungen immer Vorher/Nachher Dokumentation
- Tägliche Dokumentation des Arbeitsfortschrittes -Details
- Tägliche Dokumentation des Arbeitsfortschrittes -Gesamtansicht-(Panoramafunktion oder Weitwinkel verwenden, so dass man das ganze Dach auf Einmal sieht)
- Am letzten Tag Fotos von der fertigen Leistung und der sauber hinterlassenen Baustelle
Nicht nur kurz vor Feierabend, sondern auch, wenn es Sinn macht zwischendurch, bevor das Dach zugemacht wird und man nichts mehr sieht. (Zum Beispiel beim Anschluss der Dampfsperre)
Fazit
Wenn du anhand von praktischen Beispielen Deinen Mitarbeiter/innen immer wieder erklärst, warum gute Bilder so wichtig sind, dann verspreche ich Dir dass sie bald viel bessere Bilder machen werden.
Das Genialste daran ist dann, dass die Momente, in denen du Dich über schlechte oder gar keine Bilder aufregst, weniger werden.
Denn es geht immer darum sich ein positives Umfeld zu schaffen, und Dinge die Dich nerven abzuschaffen. Und da Du Deine Mitarbeiter/innen ja jeden Tag siehst, fängst Du da am Besten an.
Wenn du wirklich wertschätzt, was Deine Mitarbeiter/innen für dich tun und Du versuchst dich in deren Probleme hineinzuversetzen, und Lösungen dafür anzubieten, dann werden es Deine Mitarbeiter Dir mit guter Arbeit und Zuverlässigkeit danken.
Da wär noch was
Wie kommen die Bilder auf Deinen Rechner? Mit welchen Kameras wird fotografiert? Und sind die Bilder auch für alle anderen Mitarbeiter verfügbar?
Wie du die Bilder automatisch, effizient und schell auf Deinen Rechner bekommst, so dass Deine Mitarbeiter und du wenig Arbeit damit haben erfährst Du in meinem nächsten Blog-Beitrag.
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Beste Grüße
klausvomdach
-keinem Trend folgend-
-versuche immer das Gute im Menschen zu entdecken-
-Zahlenfetischist-
-Splitboardtourengeher-
Moin Klaus,
Wow sehr detailliert beschrieben mit extrem viel Hilfestellung und Lösungsansätzen.
Gefällt mir gut der Beitrag. Wir hätten auch gerne mehr Bilder zu den einzelnen Bauvorhaben / Reparaturen. Aus deinen genannten Gründen kommt es selten dazu.
Grüße